Kanada

Campen in den Wolken

Reiseblog - Weite Ferne, Kanada

Am Sonntag habe ich mich morgens aufgemacht, ein weiteres mal Backcountry Hiken und Campen zu gehen. Diesmal alleine. Ich musste mal ein bisschen weg kommen von allem.Ein bisschen nervös habe ich mich also am Sonntag auf den Weg zum Rainbow und Hanging Lake gemacht.

Diesen Hike habe ich ausgesucht, da ich direkt von meinem Haus los konnte.Ich schätze es waren ungefähr 11km. Die ersten 2km bin ich durch whistler zum Startpunkt gelaufen und dann ging es in den Wald und stetig bergauf. 800 Höhenmeter in 9km. Der Trail führte bis auf die letzten Kilometer nur durch Wald, über Flüsse und Bäche. Das Wetter war gut und so waren einige andere Hiker unterwegs.Bären sind mir keine begegnet, aber als ich Pause gemacht habe, um Mittag zu essen, wurde ich von einem sehr kleinen, SEHR aufdränglichen Vogel attakiert, der etwas von meinem Essen haben wollte. Nachdem ich den Kampf gewonnen habe, hat er sich davon gemacht und ich machte mich auf, die letzten Kilometer zu bezwingen. Diesmal alleine unterwegs, machte sich das Gewicht des Zeltes zu bemerken und mein Rucksack war doch um einiges schwerer. Am Rainbow Lake, an dem Campen untersagt ist, da es Whistlers Trinkwasserquelle ist, machte ich eine kurze Pause und füllte mein Wasser auf. Diesmal habe ich an die Trinkwasser Tabletten gedacht und war 10 Minuten damit beschäftigt, mein Wasser ordentlich durchzuschütteln, bevor es weiter Richtung Hanging Lake ging, an dem es eine 'designated area' fürs Campen gibt, sprich kein Campingplatz. Es führte weiter bergauf, nun durch felsige Landschaft, umringt von Bergen, bis oben auf einen Felsen, von dem der Hanging Lake sichtbar war. Deutlich im Tal gelegen. Nicht wirklich begeistert, dort hinunterzusteigen, entschied ich mich, einfach dort oben zu bleiben. Ich hatte hier eine Wasserquelle und fand einen guten Platz zum Übernachten. Gelegen in einem Lowspot und mit einem Felsen im Rücken, so dass es Windgeschützt war. Die Sonne kam heraus, es war strahlend blauer Himmel und ich blickte nach Westen, wo die Sonne bald hinter den gletscherüberzogenen Bergen verschwinden würde.Als erstes richtete ich mein Zelt ein, bevor ich eine Weile nur in der Sonne saß und mein Buch gelesen habe. Gegen fünf kochte ich Abendessen, meinem alten Fahrradzeiten zu liebe gab es Nudeln, Pesto und Tomate. Ein Essen, das nie so gut schmeckt, wie wenn man vorher den ganzen Tag unterwegs war! Danach ging es ans Abwaschen, Sachen verstauen, Zähne putzen und einen guten Ort finden, um all meine Sachen, die in irgendeiner Weise Geruch von sich geben(Essen, Zahnpasta etc), zu verstauen. Da ich von Tannen umringt war und keine gute zum Aufhängen erspähte, ging es etwa 100m weg vom Zelt in den Busch. Nicht Ideal aber wenn es hier Bären gibt, habe ich eh größere Sorgen. Dann war es auch schon fast dunkel. Als ich laut singend und tanzend, ist ja niemand auch nur annähernd in der Nähe gewesen, am Zähneputzen war, habe ich unten am See ein Licht erspäht, dass sich bewegt. Wenn man nicht erwartet, Gesellschaft zu haben, kann das ganz schön merkwürdig sein. Mein erster Gedanke war, oh mist, ein Ranger. Im Grunde war ich wild campen was illegal ist, aber dann viel mir der Kletterer ein, den ich getroffen hatte und der wahrscheinlich erst jetzt auf dem Rückweg war. Also alles gut, Herzschlag kann sich wieder beruhigen.Da es um sieben dunkel ist, verkroch ich mich ins Zelt und laß noch etwas, bevor ich, eingepackt in Mütze, Schal, Fliesspullover und dicken Wollsocken, einschlief. Kalt war es nicht in der Nacht, ich wachte nur einige Male auf, da es einfach unglaublich still war. Und ich immer noch ein kleines bisschen nervös war, so ganz alleine hier draussen zu sein.Am nächsten Morgen war das erste was ich durch mein kleines Fenster sehen konnte, grau. Die Motivation aus meinem Schlafsack zu kriechen, war ein wenig unter null. Es half ja aber alles nichts und so oeffnete ich langsam mein Zelt, in der Erwartung, in einer grauen Suppe aufzuwachen. Das Gegenteil war der Fall. Ich war mehr oder weniger in den Wolken oder besser, gerade noch so darunter. Die Bergspitzen waren alle verschwunden. Es war unglaublich schoen. Leider auch ziemlich klamm und so begann ich zuegig, alles abzubauen und mich auf den Abstieg zu machen.8km bergab ging dann wieder ziemlich auf die Gelenke und meine Fuesse und Huefte schmerzten sehr. Die letzten Kilometer zureuck zum Haus schleppte ich mich vorwaerts und war dann sehr erleichter, endlich den Rucksack abzusetzten.Es hat super gut getan, einwe nig weg zu kommen von allem. Mitten im Wald bekam ich auch eine Anruf und nun habe ich ein weiteres Vorstellungsgespraech am Donnerstag!