Kanada

Pelly River Ranch

Reiseblog - Weite Ferne, Kanada

Ich bin gerade wieder in Whitehorse im Beez Kneez angekommen. Eigentlich wollte ich ja die naechsten zwei Wochen noch auf der Pelly River Ranch bleiben, aber ich habe beschlossen, frueher abzureisen.Letzten Freitag hat Sue mich vom Beez Kneez abgeholt. Im Auto wartete schon Marie, eine WWOOFerin aus Belgien.

Die Fahrt von Whitehorse zur Farm hat 5 Stunden gedauert. Je laenger wir fuhren desto mehr wurde mir bewusst, dass wir uns von jeglicher Zivilisation entfernen. Die Farm liegt 52km vom naechsten Ort entfernt. Und Pelly Crossing hat gerade mal 300 Einwohner.Auf der Fahrt erklaerte Sue uns schonmal gewisse Regeln, an die wir uns halten muessen, damit der Alltag auf der Farm funktioniert. Als allererstes wurde uns erklaert, dass fliessend Wasser zum duschen nur am Samstag verfuegbar ist. Elektrizitaet gibt es ueber Solar, ausser Samstags, und muss gespart werden. Also Handys, Tablets, Ipods etc. koennen nur am Samstag aufgeladen werden(seitdem ich in Kanada bin, hat mein Handy sowieso kein Empfang, also kein grosser Verlust). Telefon gibt es fuer den Notfall ueber Funk oder Skype, aber das wiederum kostet Energie. Also eigentlich ist man abgeschnitten von der Aussenwelt von Samstag bis Samstag. Muede wie ich war, habe ich mich gefragt, worauf ich mich da nur eingelassen habe.Als wir endlich auf der Farm angekommen sind, in Pelly Crossing haben wir das Auto gewechselt, da die Strasse zur Farm eher ein grosser Trampelpfad ist, wurden wir von Dale, Charly(WWOOFerin aus Deutschland) und Kale(Dales Nichte) empfangen.Das erste was mir aufgefallen ist, waren die BERGE an Hundehaaren, die im Haus ueberall froehlich herum flogen. Ich habe mir schnell mein Zimmer zeigen lassen, ich habe es mir mit Charly geteilt, und bin ins Bett geplummst, in dem ebenfalls schon eine Menge Hundehaare auf mich warteten. Das war schon ein ziemlich grosser Schock fuer mich. Ich bin nicht abhaengig von Strom oder einer heissen Dusche jeden Tag, aber Tierhaare in meinem Bett kann ich wirklich, wirklich nicht ausstehen. Der erste Eindruck von der Farm war fuer mich also eher weniger schoen.Am naechsten Tag haben wir erstmal gemuetlich alle zusammen gefruehstueckt, es gab Cornbread. Meiner Meinung nach besteht es eher nur aus Zucker und Butter als aus irgendwelchem Getreide. Nach dem Fruehstueck werden die ``Chores`` erledigt. Zu den Chores gehoeren Kuehe fuettern, Huehner fuettern, Eier sammeln und ausmisten, falls eine Kuh nachts im Stall war, um zu kalben ausserdem das Wasserloch oeffnen und eventuell die Pumpe anstellen, damit auch die Yearlings Wasser haben(Die meisten Zeit hat Dale dann damit verbracht, die Pumpe zum laufen zu bringen).                                                                                                   Tiere gibt es 21 Kuehe, 1 Bulle, 26 Yearlings und 3 Kaelber, sowie an die 100 Huehner und 3 Hunde. An diesem Samstag gab es nicht viel zu tun und wir waren die meiste Zeit drinnen. Alle anderen haben sich natuerlich sofort auf die Dusche gestuerzt und Kale hat einen Film angemacht. Um jetzt nicht jeden Tag von morgens bis abend zu erlaeutern, werde ich einfach mal die typischen Aufgaben zusammenfassen. Morgens und Abends wurden die Chores erledigt. Die Kuehe wurden runter an den Fluss gelassen, damit sie aus dem Wasserloch, das wir jeden Morgen aufgebrochen haben, trinken koennen. Wir waren unter der Woche fast jeden Tag im Wald und haben Baeume gefaellt. Dazu haben wir uns unseren Weg durch die Wildnis geschlagen, vier auf den Ski-Doos(Schneemobil) und zwei auf dem Traktor. Nachdem Dale schnell gemerkt hat, dass ich Traktor fahren gewohnt bin, durfte ich mich durch den Wald schlagen und die Baeume herauziehen. Oft genug habe ich mich festgefahren. Dann mussten wir alle Baeume loesen, ich musste ein Steuck vorfahren und wir haben alle Baeume wieder festgezurrt. Heute, an meinem und Maries letzten Tag, sind die Kuehe, die gemischt waren mit den maennlichen Yearlings, ueber den Fluss davongelaufen und wir mussten sie wieder einfangen und zurueck bringen. Die Yearlings haben noch nicht verstanden, dass sie nur bis zum Wasserloch laufen sollen. Gestern haben wir sie sortiert nach maennlich und weiblich. Wie die verrueckten sind wir zwischen ihnen hergeirrt und haben sie voneinander getrennt. Ansonsten gab es nicht viel zu tun fuer uns und oft genug haben wir einfach gewartet, dass es irgendwas zu tun gibt.Warum habe ich mich entschlossen, frueher abzureisen? Das hat mehrere Gruende. Vor allem aber, weil ich mich nicht wohlgefuehlt habe. Ich weiss nicht was, aber irgendetwas hat mir gefehlt. Dale ist sehr nett. Sehr eigen und manchmal sehr ruppig, aber aufgeschlossen und freundlich. Kale, seine Nichte ist mitten in der Pubertaet und oft genug hatte ich das Beduerfnis ihr mal gehoerig die Meinung zu sagen, da sie teilweise unglaublich unfreundlich war. Bei Charly hat man sofort gemerkt, dass sie uns nicht da haben will. Sie versteht sich sehr gut mit Dale und Sue und ist inzwischen ein richties Familienmitglied geworden und fuehlte sich durch unsere Anwesenheit bedroht und war oft sehr unhoeflich und abweisend und wollte unsere hilfe nicht. Wenn ich mit ihr alleine war, war sie unglaublich nett, aber sobald Dale da war, musste sie sich beweisen. Ein weiterer Punkt, war die Kommunikation. Es wurde nicht gesagt, was gemacht werden muss, sondern wir mussten die ganze Zeit um Dale herum sein und warten, dass er etwas sagt. Meistens ging er aber einfasch schweigend wohin und wir mussten ihm nachlaufen. Das hat mir gar nicht gefallen. Ich bin kein Hund, der ihm einfach nachlaeuft. Wenn er etwas moechte, kann er sich mir mitteilen und natuerlich werden ich ihm helfen.                                                                                  Zugespitzt hat sich das ganze am Dienstag, als wir Ken, Dales und Sues Sohn, aus Pelly Crossing abholen sollten. Die ganze Zeit wurde darueber geredet, dass Ken abgeholt werden soll und kurz bevor es losgehen sollte, hiess es ploetzlich, Marie und Charlotte macht euch fertig wir fahren gleich los. Ich war total verwirrt, weil mir niemand gesagt hatte, dass ich nach Pelly fahren sollte, nur um Ken abzuholen und ein paar Baeume auf dem Weg zu faellen. Trotzdem habe ich schnell meine Sachen gepackt und wir sind ins Auto und losgefahren. Charly ist am Hof geblieben, um die Chores zu erledigen. Nach 30 Minuten fahrt, war die Batterie des Autos leer. Wir waren irgendwo im Nirgendwo, ohne Telefon und es wurde langsam dunkel. Die Farm lag etwa 8 Meilen hinter uns. Etwa 2 Meilen hinter uns stand zufaellig(Gott sei Dank) ein Generator. Meine Idee war also, die Batterie am Generator aufzuladen. Kale und Dale sind, natuerlich ohne ein Wort zu sagen, mit der Batterie losmarschiert. Marie und ich sind nach kurzem ueberlegen hinterher. Als wir am Generator ankamen, war niemand dort. Fussspuhren fuehrten in den Wald, also warteten wir. Und warteten und warteten. Nach etwa zwei Stunden ist Marie zurueck zum Auto. Eine Stunde spaeter war sie wieder bei mir und dem Generator. Ich habe mir in der zwischenzeit die Zeit mit lauthals singen und tanzen vertrieben. Als sie wieder da ist, ist es fast dunkel und kalt. Wir rufen nach den beiden, aber es kommt natuerlich keine Antwort. Wir hinterlassen einen Zettel, damit sie sich keine Sorgen machen, so wie wir langsam, und beschliessen, zurueuck zur Farm zu laufen. Nach etwa zehn Minuten kommen sie uns mit einem Truck entgegen. Marie und ich sind erleichtert und auch wuetend, dass sie uns nicht bescheid gesagt haben. Wir koennen nicht mit im Truck sitzen sondern werden auf die Ladeflaeche gesetzt. Keiner fragt uns, ob alles okay ist. Am anderen Auto angekommen, ist dort schon Ken und der Rest der Familie, den Dale von der Farm aus benachritigt hat. Nach einer weiteren halben Stunde fahren wir nach Pelly(wiederum eine Stunde), um Kens Ski-Doo abzuholen. Um halb zwei sind wir wieder auf der Farm..                                     Es war fuer mich einfach das ganze drumherum, das nicht gestimmt hat und die ersten Tage war ich sehr ungluecklich. Dale hat das bemerkt und mit mir gesprochen und mir angeboten, dass ich mir einen neuen Host suchen kann(und dass, obwohl nicht Samstag war und die Elektizitaet begrenzt). Ich habe ihm dann auch mitgeteilt, dass ich schon am Sonntag wieder fahren werden und sein Angebot dankend angenommen und das Hostel gebucht. Ich wollte einfach nicht weiter dort arbeiten, zumal es auch nicht so viel zu tun gibt und diesen Freitag Josch angekommen ist und wir noch einer mehr waeren. Nachdem fuer mich klar war, dass ich am Sonntag wieder fahre, ging es mir besser. Ich konnte die Zeit etwas besser geniessen und hatte noch ein paar gute Tage.Unglaublich schoen ist die Lage gewesen! Absolut in der Wildnis, ohne jegliche Spur von Zivilisation. Und Still. Mir war nicht klar, dass ich einen Tinitus habe. Ich hoer ihn normalerweise einfach nicht. Wir waren mitten im Tal und um uns herum bewaldete Berge und der zugefrorene Pelly River.Jetzt bin ich froh, dass ich wieder in Whitehorse bin, obwohl ich noch keine Ahnung habe, wohin ich jetzt gehen soll..